Design als Denken: Not Here, Not Now
Anthony Dunne und Fiona Raby sind keine Unbekannten, wenn es um kritisches Design geht. Beide lehren an der The New School in New York mit Schwerpunkt auf Design und gesellschaftliche Fragestellungen. Zudem sind die Gastprofessor*innen an der China Academy of Artin Hangzhou. Seit Jahren bewegen sie sich an den Schnittstellen von Gestaltung, Philosophie und Fiktion. In einem Interview mitndionbetonten sie 2023, dass es ihnen nicht mehr nur um spekulatives Design gehe, sondern um spekulatives Denken. Gestaltung soll nicht länger in realistischen Erwartungen verhaftet bleiben, sondern dabei helfen, neue Möglichkeitsräume sichtbar zu machen.
Bereits 2013 erschien„Speculative Everything”, in dem Dune und Raby zeigen, dass die Realität formbarer wird, je mehr wir spekulieren. Die durch spekulatives Design freigesetzten Ideen, so die Autor*innen, erhöhen die Chancen, eine wünschenswerte Zukunft zu erreichen.
In ihrem neuen Werk „Not Here, Not Now“ führen sie diesen Ansatz konsequent weiter – mit neuen Tiefen. Das Buch erscheint wie ein Reisebericht durch fiktive Welten, in denen Design als Medium des Denkens verstanden wird. Imaginäre Archive, Bibliotheken, Glossare, Taxonomien, Listen, Geschichten und Essays werden im reich illustrierten Buch nicht nur dokumentiert, sondern miteinander ins Gespräch gebracht.
Der Ton ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Bereits der Einstieg des ersten Kapitels – ein nüchterner Blick auf politische, wirtschaftliche und ökologische Erschütterungen und verdeutlicht, dass es hier nicht um Eskapismus geht. Vielmehr geht es darum, das Imaginäre als Ressource ernst zu nehmen – gerade in Zeiten der Krise.
„Writing about design at a time when in the West, we are experiencing a major reconfiguring of geopolitical power relations and a shift toward inward-looking nationalism; accelerating marketization of seemingly every aspect of life, including education; increasing environmental instability and uncertainty; the realization that our techno-utopia might in fact be a dystopia; and the appearance of significant cracks in a political and economic system that while generating vast wealth, has completely failed to ensure its fair distribution, it is hard to be optimistic. But we will try.“
„Not Here, Not Now“ regt dazu an, gewohnte Denkweisen zu hinterfragen. Es lässt Bilder und Ideen für sich sprechen und zeigt, wie Design dabei helfen kann, die Welt aus neuen Perspektiven zu betrachten.

Not Here, Not Now
Speculative Thought, Impossibility, and the Design Imagination
The MIT Press, Eds. Anthony Dunne, Fiona Raby
Hardcover | 44 € | 2025 | 296 Seiten | ISBN: 978-0-262-04966-5