„More than Human”

„More than Human“steht für eine wachsende Designbewegung, die den menschzentrierten Blick der westlichen Gestaltung hinterfragt und das Gedeihen aller Spezies als untrennbar verbunden versteht. In einer gleichnamigen Ausstellung präsentiert das Design Museum in London zeitgenössische und traditionelle Ansätze, die von indigenem Wissen bis zu innovativen Lebensräumen für nicht-menschliche Lebewesen reichen. Ziel ist es, in Zeiten der Klimakrise neue Perspektiven zu eröffnen – vom Schutz der Ozeane über die Rechte von Flüssen bis hin zu einer empathischeren Sicht auf die Tier- und Pflanzenwelt.

Die Ausstellung ist in drei Kapitel gegliedert. „Being Landscape“ widmet sich Arbeiten, die den Menschen als Teil der Natur begreifen – darunter ein acht Meter langes Wandgemälde des More Than Human Life Project zur weltweiten Bewegung, Gewässern juristische Rechte zuzusprechen, Malereien von Solange Pessoa und Fotografien von Federico Borella und Michela Balboni.

„Making with the World“ zeigt Gestaltungslösungen zugunsten von Pflanzen, Tieren und Ökosystemen. Neben traditionellen Fischfanggeräten aus aller Welt sind auch Projekte wie die „Living Seawalls“ des Reef Design Lab oder der für Mensch und Insekt konzipierte „Alusta Pavilion“ von Elina Koivisto und Maiju Suomi zu sehen. Johanna Seelemann präsentiert in ihrer Arbeit Oase Terrakotta-Gefäße, die in Städten die Bewässerung von Bäumen verbessern sollen.

Im dritten Teil, „Shifting Perspective“, steht die Sicht der nicht-menschlichen Welt im Mittelpunkt. Hierzu zählen Alexandra Daisy Ginsbergs monumentale Tapisserie „Pollinator Pathmaker: Perceptual Field“ und Julia Lohmanns raumgreifende Algeninstallation „Kelp Council“, fünf organische Meereswesen, die wie in einer Unterwasserkonferenz über den Zustand der Ozeane beraten.

„More than Human“ versteht sich nicht nur als Ausstellung, sondern als Impuls für einen Paradigmenwechsel im Design. Future Observatory-Direktor Justin McGuirk beschreibt sie als „radikales Umdenken“ hin zu einer Gestaltung, die das Gedeihen der gesamten Lebensgemeinschaft ins Zentrum stellt. Begleitend finden Workshops, ein Symposium am 13. September 2025 sowie Außeninstallationen wie die „Pollinator Pathmaker DIY Edition“ im St Mary Abbots Garden in Kensington statt.