70 Jahre Rat für Formgebung

70 Jahre Designkultur

Seit nunmehr 70 Jahren trägt die Stiftung Rat für Formgebung mit Sitz in Frankfurt am Main in allen
Bereichen des Designprozesses zu dessen Kommunikation, Wissenstransfer, Vernetzung und Förderung
bei. Weltweit sind zahlreiche Initiativen, Konzepte und Formate entstanden, die Design mit Wirtschaft,
Wissenschaft, Kultur und Politik verbinden.


„Design leistet in allen denkbaren Lebensbereichen einen Beitrag, um die Welt lebenswerter zu machen,
sei es nachhaltiger, lesbarer, inklusiver oder demokratischer. Wann immer Neues in die Welt kommt, ist
Design involviert. Als hinterfragende Disziplin denkt es über Systeme nach, bevor wir als Nutzer von
seinen Lösungen profitieren. Es macht Mögliches greifbar und kann Akzeptanz für Veränderung
schaffen. In dieser ganzheitlichen Perspektive trägt es auch dazu bei, Gemeinschaft zu fördern. Mit dem
Jubiläum möchten wir Formen der Kollaboration und des interdisziplinären Arbeitens unter dem Thema
‚Creating Community‘ feiern und diskutieren. Wir alle bewegen uns in einer vieldimensionalen
Transformation, die mit Mitteln des Designs gestaltet wird. Ich freue mich auf international renommierte
Gäste aus unterschiedlichen Disziplinen, die über die Kraft von Designprozessen für die Gestaltung
unserer Zukunft sprechen werden“, so Lutz Dietzold, Geschäftsführer des Rat für Formgebung.

Teilnehmen werden Kollektive und Persönlichkeiten, die mit ihrer Arbeit gesellschaftliche und
wirtschaftliche Änderungen herbeiführen. Sie werden über die Kernbereiche, mit denen der Rat für
Formgebung seit seiner Gründung befasst ist – Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Bildung –,
reflektieren und ihre Visionen für eine lebenswerte und gerechtere Zukunft präsentieren.
Disziplinenübergreifendes Arbeiten, das Bündeln vieler Kompetenzen und das stetige Wachsen von
Netzwerken sind Beispiele dafür, dass über die vergangenen Jahre ein Paradigmenwechsel zu
beobachten ist: Lösungen, Konzepte und Produkte, die von Kollektiven, in Kollaborationen, in Teams
oder über Kooperationen entstehen, erfahren eine immer höhere Dringlichkeit, Sichtbarkeit und
Anerkennung.

Mit der Debatte möchte der Rat für Formgebung diese Entwicklungen fokussieren und die verbindenden
und für Veränderungen grundlegenden Eigenschaften aus dem weiten Feld des Designs offenlegen.
Herzlich eingeladen bei freiem Eintritt sind alle interessierten Bürger*innen, Designer*innen,
Unternehmer*innen, Kultur- und Kunstschaffende und Student*innen.

Hier die Teilnehmer*innen:

Francescia Bria

Francesca Bria ist Präsidentin des italienischen Nationalen Innovationsfonds und Mitglied des
Verwaltungsrats der italienischen öffentlich-rechtlichen Medienanstalt RAI. Sie ist Honorarprofessorin
am Institute for Innovation and Public Purpose an der University College London und gehört dem
hochrangigen Round Table für das New European Bauhaus an, der von der EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen eingerichtet wurde, um den Green Deal der EU zu beschleunigen.

Kate Crawford

Professorin Kate Crawford ist eine international führende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der sozialen
Auswirkungen der künstlichen Intelligenz. Sie ist Forschungsprofessorin an der USC Annenberg in Los
Angeles, Senior Principal Researcher bei MSR in New York, Honorarprofessorin an der University of
Sydney und Inhaberin des ersten Gastlehrstuhls für KI und Justiz an der École Normale Supérieure in
Paris. Ihr jüngstes Buch, „Atlas of AI“ (Yale, 2021), wurde u. a. mit dem Sally Hacker Prize der Society for
the History of Technology und von New Scientist und der Financial Times zu einem der besten Bücher
des Jahres 2021 gekürt.
In ihrer 20-jährigen Forschungskarriere hat sie bahnbrechende kreative Kollaborationen und visuelle
Untersuchungen durchgeführt. Ihr Projekt „Anatomy of an AI System“ mit Vladan Joler befindet sich in
der ständigen Sammlung des Museum of Modern Art in New York und des Victoria & Albert in London.
Ihre Zusammenarbeit mit dem Künstler Trevor Paglen, Excavating AI, wurde mit dem Ayrton Prize der
British Society for the History of Science ausgezeichnet.
Sie hat politische Entscheidungsträger*innen bei den Vereinten Nationen, im Weißen Haus und im
Europäischen Parlament beraten und leitet derzeit das Knowing Machines Project, eine internationale
Forschungskooperation, die die Grundlagen des maschinellen Lernens untersucht.

Sunny Dolat

Sunny Dolat ist angesehener Kulturproduzent, Kreativdirektor und Modekurator. Als Mitbegründer des
Nest Collective fördert er aktiv Kunst und Kultur in Kenia. Er beschäftigt sich mit sozialen und
politischen Herausforderungen auf dem Kontinent und befasst sich insbesondere in seiner Arbeit mit der
Rolle Afrikas in globalen und kulturellen Debatten und Dialogen.
Dolat arbeitet in unterschiedlichen Funktionen in der Kreativ- und Kulturindustrie in Ostafrika und
engagiert sich in zahlreichen Beratungsgremien. Er war als Creative Strategy Manager beim HEVA Fund
tätig, dem erstem Förderinstrument der Kreativwirtschaft dieser Art auf dem afrikanischen Kontinent.
Darüber hinaus engagiert er sich im Programm SheTrades in the Commonwealth des International Trade
Centre, mit Schwerpunkt in den Bereichen Mode und Interior Design.
Zuletzt war Dolat Mitglied des Kuratorenteams, das die Ausstellung „Africa Fashion“ im Victoria and
Albert Museum in London erarbeitet hat, und stellte mit dem Kollektiv auf der documenta 15 aus. Derzeit
lebt er in Nairobi, Kenia.

Hartmut Esslinger

Hartmut Esslinger gilt als einer der einflussreichsten Industriedesigner weltweit, der 1969 zusammen mit
seiner Partnerin Patricia Roller mit frog design die erste globale Designagentur mit heute weit über 30
Standorten gegründet hat. Er war der erste Designer, der bedienerfreundliches und ansprechendes High-
Touch-Design in die Welt der digitalen Kommunikations- und Medientechnologie brachte.
Nach ersten Erfolgen mit WEGA verhalf er mit frog design und seinen hunderten von kreativen
Mitstreiter*innen Unternehmen wie Louis Vuitton, Sony und SAP zu globaler Prominenz. Seine Zusammenarbeit mit Steve Jobs ab 1982 stellte die Weichen zu Apple’s Welterfolg, und war Beginn einer
tiefgreifenden Auseinandersetzung mit Design in den USA. Im Jahr 2017 erhielt er die World Design Medal als einflussreichster Designer während der 60-jährigen Geschichte der World Design Organization.

Mit dem Rat für Formgebung verbindet Esslinger eine lange Geschichte – er gewann 1969 den erstmals
ausgelobten Designpreis "Gute Form" der Bundesrepublik Deutschland. 2013 wurde er mit der
Personality-Auszeichnung des German Design Award geehrt.

John Maeda

John Maeda ist führender US-amerikanischer Technologe im Bereich der Produkterfahrung für
Verbraucher*innen und Unternehmen. Früh beförderte er die Entwicklungen für generative Kunst und
computergestütztes Design für kommerzielle Anwendungen im Web2 und Web3. Maeda ist erster
Empfänger des National Design Award des Weißen Hauses für algorithmisch generierte Visualisierungen
auf der Grundlage von Daten und KI.

Derzeit ist er als Vizepräsident für Design und künstliche Intelligenz bei Microsoft tätig, und als
Buchautor, Online-Influencer und Investor in verschiedene Startups aktiv.
Zuvor war Maeda u. a. als Chief Technology Officer von Everbridge, Vorstand von Sonos und Leiter der
Datenvisualisierung im MIT Media Lab tätig.

Mit Veröffentlichungen, Interviews oder Vorträge ist er unter anderem bei Wall Street Journal, New York
Times, TED, BBC, CNN, The Economist, Forbes, USA Today präsent.
Zu seinen Auszeichnungen gehören u. a. drei Ehrendoktorwürden, TIME Best Twitter 140, White House
National Design Award und Tribeca Film Festival Disruptor Award.

Yound Designers Circle

Der im Jahr 2020 gegründete Young Designers Circle der World Design Organization multipliziert die
Kreativität und den Ehrgeiz junger Designer unter 30 Jahren aus verschiedenen Disziplinen und
Regionen.

Moderation: Rebecca Schmidt

Rebecca Caroline Schmidt ist seit November 2012 Geschäftsführerin (Managing Director) des
Forschungszentrums „Normative Ordnungen“ der Goethe-Universität. In dieser Eigenschaft ist sie für die
Koordination des wissenschaftlichen Zentrums verantwortlich und zugleich an der Schnittstelle
zwischen Wissenschaft, Wissenschaftsmanagement und Wissenstransfer tätig. Außerdem übernahm sie
2020 die administrative Geschäftsführung des neu gegründeten Forschungsinstituts „Gesellschaftlicher
Zusammenhalt“ und die administrative Koordination des Clusterprojekts „ConTrust – Vertrauen mit
Konflikt“ des Landes Hessens.