Das Magazin des German Design Council
Peter Schmidt Foto: Dominik Odenkirchen, 2017
Nachruf Peter Schmidt

Identität gestalten

GrafikdesignNachruf
Peter Schmidt hat über Jahrzehnte hinweg das visuelle Selbstverständnis von Marken und Institutionen geprägt. Sein gestalterisches Werk war ebenso präzise wie poetisch. Am 24. Juli 2025 ist Peter Schmidt im Alter von 87 Jahren in Hamburg verstorben.

Geboren 1937 in Bayreuth, prägte ihn eine frühe Begegnung mit Wagner: „Ich fühlte mich wie König Ludwig und war überwältigt”, sagte er im Interview mit ndion 2019. „Wenn es um Branding und Corporate Design geht, reden wir ja auch von der Inszenierung einer Welt.“ Nach dem Studium an der Werkkunstschule Kassel zog Peter Schmidt 1967 nach Hamburg, arbeitete als Creative Director und gründete 1972 gemeinsam mit Waltraut Bethge die Peter Schmidt Studios. Bis 2006 leitete er die Agentur, aus der später die Peter Schmidt Group hervorging. Seit 2013 ist die Agentur Stiftungsmitglied im Rat für Formgebung – German Design Council.

Nach dem Tod ihres Gründers veröffentlichte die Peter Schmidt Group einen Nachruf auf ihrer Website, in dem sie ihn als „herausragenden Designer und großartigen Menschen“ würdigte. Es wird betont, wie sehr seine Vision und seine Werte bis heute das Denken und Arbeiten im Unternehmen prägen. Mit inzwischen rund 240 Mitarbeitenden an fünf Standorten – darunter Hamburg, Frankfurt und München – zählt die Peter Schmidt Group heute zu den führenden Marken- und Designagenturen im deutschsprachigen Raum. Ihr interdisziplinärer Ansatz verbindet Strategie, Design und digitale Erlebnisse – eine Haltung, die auf die von Peter Schmidt geprägte Vorstellung von ganzheitlicher Gestaltung zurückgeht.

Design zwischen Identität und Inszenierung

Peter Schmidts Werk ist vielfältig und international: Parfumflakons für Jil Sander, Hugo Boss, Laura Biagiotti, Verpackungen für Apollinaris, 4711 und Arzberg, Corporate Design für die Stadt Hamburg, die Hamburgische Staatsoper und die Bundeswehr, Magazine wie Harper’s Bazaar.

Insbesondere im Bereich des Corporate Design setzte er Maßstäbe. Seine Arbeiten zeugen von einer klaren, oft reduzierten Formsprache, die Marken nicht nur verschönerte, sondern ihnen Identität verlieh. Ob für eine traditionsreiche Mineralwassermarke wie Apollinaris oder eine städtische Institution wie die Hamburgische Staatsoper – stets verstand Schmidt es, die Essenz eines Unternehmens oder einer Institution gestalterisch auf den Punkt zu bringen. Seine visuelle Sprache war kein Stilmittel, sondern Ausdruck eines gestalterischen Denkens, das Form, Funktion und kulturellen Kontext miteinander verband. Sein für Jil Sander entworfener Flakon wurde zeitweise im Museum of Modern Art in New York gezeigt.

2019 wurde Peter Schmidt vom Rat für Formgebung – German Design Council im Rahmen des German Design Award als Personality of the Year“ ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre Entscheidung so: „Peter Schmidt steht wie kein anderer für die ganzheitliche Inszenierung von Marken. Nicht viele Verbraucher werden ihn namentlich kennen, aber es gibt wohl kaum jemanden, der nicht schon einmal mit den unzähligen von ihm gestalteten Logos, Verpackungen und Produkten in Kontakt kam.“

Bühne, Buch und persönliche Haltung

Auch das Theater wurde zu einem wichtigen Feld seines Schaffens. Seit den 1990er-Jahren entwarf Peter Schmidt Bühnen- und Kostümbilder für das Hamburg Ballett von John Neumeier, darunter Produktionen wie „Tod in Venedig“ (2003) oder „Parzival“ (2007). Seine gestalterische Handschrift brachte er dabei mit der gleichen gestalterischen Disziplin ein wie in seinen Markenprojekten. „Wenn Sie inszenieren, etwa die Uraufführung eines Theaterstücks von Elfriede Jelinek, dann müssen Sie genau sein, sonst wird das ihrer Sprache nicht gerecht.“

Neben dem Theater galt seine besondere Liebe dem Medium Buch. Die Buchgestaltung ermöglichte ihm gestalterische Freiheit ohne Kompromisse: „Es ist großartig, wenn man ein Buch gestalten kann; man hat alle Möglichkeiten, weil man der ist, der bestimmt und nicht alle mitreden. Die Geheimnisse eines Buches, die gehören uns.“

Peter Schmidt bezeichnete sich selbst als zurückhaltend: „Ich bin eigentlich ein sehr schüchterner Mensch“, sagte er 2019 im Interview mit ndion. Doch sein Werk sprach mit Klarheit, Haltung und Konsequenz. Mit ihm verliert die deutsche Designszene einen ihrer prägendsten Gestalter.

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